Patty, die griechische, 3-beinige, traumatisierte Angsthündin
Aktualisiert: 23. Juni 2021
Meine Geschichte mit Patty-Tequila,
geboren am 15.2.2020 in Kreta
Erste Begegnung
Am 21. April 2021 habe ich Patty kennen gelernt. Es war Mittwoch nachmittags um 15 Uhr, bei Iris in Zollikerberg. Sie fungiert als Hundepflegestelle für die Vereinigung «Zusammen für Streuner» in Kreta, die gerettete Hunde in die Schweiz bringt. Iris ist eine dieser freiwilligen Helferinnen, die diesen Hunden ein neues, gutes und liebevolles Zuhause suchen und finden.
Als erstes gings auf den Spaziergang, mit Patty und Beana, die gerettete und adoptierte Hündin von Iris, die bereits seit 5 Jahren zu ihrem Familienrudel zählt. Patty und Beana verstehen sich sehr gut. Es war ein gelassener und guter Spaziergang. Danach kamen wir zurück ins Haus, Patty legte sich in ihr Bettchen. Sie war ängstlich und wusste nicht so genau was ich von ihr wollte. Ich setzte mich zu ihr am Boden und versuchte ihr Leckerlis zu geben. Aber sie war überhaupt nicht interessiert.
Meine ersten Fotos von Patty
Während Iris mir von Patty erzählte und mich vor allem warnte, dass ich mindestens 2-3 Tage warten müsse, bis Patty sich mir gegenüber öffnen würde, versuchte ich ihr weiterhin Guddelis zu geben. Wir waren so in das Gespräch vertieft, als sich Patty auf einmal näherte, mich anschaute und eins, dann ein zweites und ein drittes Leckerli nahm, und mich danach die Finger und Hand abschleckte.
Beide, Iris und ich waren völlig überrascht und den Freudentränen nahe. Patty, die schüchterne, ängstliche und traumatisierte Hündin hatte mir die Finger und Hände innerhalb ca. einer halben Stunde abgeschleckt! Was für ein überwältigendes Erlebnis. Wir konnten es kaum glauben.
Iris war so überwältigt und sagte mir, dass ich sie gleich mitnehmen könne. In ihrer über 20-jährigen Hundekarriere hätte sie dies noch nie jemandem gesagt.
Und ich war völlig überfordert. Eigentlich suchte ich eine ältere Hundedame aus einem Tierheim, die keine Familie mehr finden konnte und nicht eine 15 Monate alte Junghündin, die zudem nur 3 Pfoten hatte.
Patty hat eine traurige Vorgeschichte, aber wir kennen leider nicht alles. Als junges Puppy, vielleicht 6 Monate alt, wurde sie von einem Auto angefahren und musste notfallmässig operiert werden. Die ganze linke Vorderpfote musste von der Schulter her amputiert werden. Gleichzeitig wurde sie sterilisiert und sogleich wieder auf die Strasse gesetzt. Mit einer solchen offenen Wunde hätte sie keine Überlebenschancen gehabt. Sie hätte elend gelitten und wäre jämmerlich gestorben, konnte man sie doch nicht pflegen und Futtersuche wäre auch kaum möglich gewesen für sie.
Glücklicherweise hat sie eine Studentin, Miranda, die private Tierschützerin in Kreta ist, gerettet. Sie wohnte in einem kleinen 15 m2 grossen Zimmer und war den ganzen Tag abwesend. So war Patty jeden Tag alleine. Für Spaziergänge am morgen in der Früh oder spät abends war auch nicht viel Zeit vorhanden. Und weil Miranda in der Stadt wohnte, und Patty vor allem und jedem Angst hatte, seien es Menschen – vor allem Männern und Kindern gegenüber – oder sonstige Dinge und Lärm den sie nicht kannte, ging die Studentin halt nur für Pipi und Caca raus und auch gleich wieder rein. Das war kein Leben für eine gesunde und lebensfreudige Hündin, wie Patty es war.
Miranda kontaktierte dann die Vereinigung «Zusammen für Streuner», um Hilfe zu holen. Und so wurde sie notfallmässig per Flugzeug zu Iris gebracht, um ihr ein schönes, gutes und liebevolles Zuhause zu suchen und zu finden.
Nun ich war recht überfordert. Die traurige Geschichte und die Zärtlichkeiten, die mir Patty an diesem Tag schenkte, liessen mich nicht mehr los. Ich war verliebt, ganz einfach! Und zudem hat Patty am gleichen Tag Geburtstag wie ich. Wenn das kein Zeichen war ?!?
Zurück bei mir zuhause, telefonierte ich zuerst mit Tanja, eine Freundin und Tierärztin und fragte nach, was wohl auf mich zukommen würde bei einer dreibeinigen Hündin. Sie versicherte mir, dass Tiere, vor allem Hunde und Katzen sehr gut mit nur 3 Beinen leben können, sich völlig adaptieren und dies nichts anderes bedeutet, als dass sie wahrscheinlich gar nicht mehr wissen, dass sie eine Pfote verloren haben und nur 3 Beine haben. Das hat mich schon mal sehr beruhigt.
Danach rief ich Roli an, ein Hundecoach, der mich auf das Inserat im Anabis.ch aufmerksam gemacht hatte. Er hatte mich unterstützt in der Suche nach einem neuen Hund und wusste, dass ich eigentlich eine ältere Hündin bevorzugen würde. Er ermutigte mich jedoch nach Zollikerberg zu fahren, um einfach mal Bekanntschaft zu machen. 10 Minuten Autofahrt, das überzeugte mich....
Roli fand, dass wir diese Ängstlichkeit und Panik in den Griff kriegen werden. Nicht heute und nicht morgen! Vielleicht in einem Jahr oder mehr. Aber ich müsse sicher sein, ob ich das wolle und vor allem viel Zeit haben und viel Zeit investieren. Kein leichtes Unterfangen.
Das musste ich mir in der Tat gut überlegen. Aber ich war ja pensioniert und eine solch schöne Aufgabe würde mir sicher gut tun. Besonders, weil ich Hunde liebte und dazumal noch fest in meiner Depression steckte.
Nun hatte ich aber noch ein anderes Problem. Mit einem 6 – 8-jährigen Hund, mit einer Durchschnittslebenszeit von ca. 12 – 14 Jahren oder einer Junghündin von 15 Monaten mit den gleichen Lebensbedingungen würde heissen, dass ich ca. 80 Jahre alt oder drüber wäre, wenn Patty über die Regenbogenbrücke müsste. Ich musste sicher sein, dass wenn mir etwas passiert, Spital, Operation oder ich sonst nicht mehr in der Lage wäre für Patty zu sorgen, ein Plan B vorhanden sein muss, damit Patty auf gar keinen Fall in ein Tierheim müsste.
Meine Schwester Geneviève hat sich anerboten, sich um Patty zu kümmern sollte diese Situation eintreffen. Auch das hat mich sehr beruhigt. Alternativen bin ich jetzt am Suchen, um sicher zu gehen, dass für Patty immer gesorgt wird.
Einzug von Patty am 24. April 2021
Ich habe mich für Patty entschieden!
Am Samstag, also 3 Tage nach unserer ersten Begegnung kam Iris mit Patty zusammen zu mir nach Hause. Iris, als sehr seriöse Hundepflegestelle, muss natürlich die Adoptierenden gut einschätzen und wissen, wie und wo sie wohnen, ob die neuen Lebensbedingungen für den Hund, der zur Adoption steht, auch wirklich adäquat sind. Bei Patty war auch speziell, dass ein Lift im Haus vorhanden sein musste, oder keine Treppe, um das einzige Vorderpfötchen nicht jeden Tag unnötig allzu stark zu strapazieren.
Um 14 Uhr waren beide da. Iris mit Patty’s Bettchen und Decke, Spielzeug, Panikgeschirr, Leinen, Halsband, etc. Es war ein herrlicher, sonniger Tag und wir gingen gleich spazieren.
Mit Panikgeschirr, das mir unmöglich schien selbst an- und auszuziehen, einem speziellen Bauchgurt und Leine für’s Panikgeschirr und einer zusätzlichen Leine am Halsband. Für mich ein absolutes Novum. Ich war recht überfordert, hatte ich doch während Jahren meine Aisha, die nur frei herumlief. Zwar hatte sie natürlich eine Leine, die aber quasi nie zum Einsatz kam.
Und jetzt Patty, die sehr ängstlich war und stark an den Leinen zog, rechts und linksherum hopste, alle paar Sekunden anhielt, um zu sehen ob jemand in ihre Nähe kommen könnte, von hinten, von vorne etc….und wenn ja, sich mit voller Kraft und Wucht in die Leine legte vor lauter Angst und Panik. Ich wusste nicht, ob ich dies schaffen würde. Mit einer solchen Kraft und Power hatte ich nicht gerechnet, wiegt sie doch nur 16 kg, die Hälfte von Aisha!
Ich fragte dann auch Iris, ob eine Probewoche möglich wäre, da ich ziemlich ins Schleudern geriet und keine falsche, definitive Entscheidung fällen wollte. Weder für Patty noch für mich.
Nach dem Spaziergang sassen wir dann auf der Terrasse bei herrlichem Wetter, Patty in ihrem Bettchen ganz nahe bei Iris. Sie war sichtlich verwirrt und wusste nicht, was auf sie zukam. Zuletzt döste und schlief sie sogar ein ! Nachdem wir dies und jenes wegen Patty, wie Futter, Spaziergänge, Autofahren, Vorlieben etc. besprochen hatten, ging Iris um 18 Uhr nach Hause und liess mich mit Patty alleine.
Am Tag des Einzugs auf der Terrasse ganz nahe von Iris
Als erstes nahm Patty einen Satz auf’s Sofa und installierte sich mal gemütlich! Sie liebt Sofas und bei Iris durfte sie nicht drauf! Ich legte mich zu ihr und sie legte ihren Kopf auf meine Oberschenkel! So verbrachten wir den ersten Abend zusammen!
Erster Abend zusammen auf dem Sofa!
Von dem Moment an wusste ich, dass Patty bei mir bleiben würde und ich alles tun würde, damit sie eine glückliche, angstfreie und lebensfreudige Hündin wird. Es war einfach so glasklar und sie hatte mich gewählt und ich, war verliebt!
Für die Nacht hatten ich und Iris und viele meiner Freunde und Familie etwas Bedenken.
Aber alles kam ganz anders. Als ich ins Schlafzimmer ging, hopp ein Satz aufs Bett und Patty kuschelte sich an mich und ich an sie. So verbrachten wir unsere erste Nacht, wie zwei Verliebte! Einfach nur schön - und haben bestens geschlafen. Seither hat sich unser Schlafritual auch nicht geändert, ausser dass sie sich am liebsten auf meine Seite des Bettes legt und mir kaum Platz lässt….
Beim aufwachen am ersten Morgen, gemütlich in meinem Bett!
Die ersten drei Wochen, 24. April – 14. Mai 2021
Schnell musste ich feststellen, dass die Angst vor Menschen, Männern, Kindern, Lärm, Stimmen, lautes Geschrei, Containern, Papier- und Kartonstapel am Strassenrand, Rasenmähern und vieles mehr ein echtes Problem für Patty darstellten. Komischerweise hatte sie keine Angst vor Autos und Motorfahrräder. Sie war extrem ängstlich, sobald sie etwas sah oder hörte, dass sie nicht kannte. Sie hatte richtige Angst- und Panikattacken und eine unheimliche Kraft und Power, wenn uns auf den Spaziergängen jemand entgegen oder von hinten auf uns zu kam. Sie konnte die Spaziergänge überhaupt nicht geniessen. Dauernd nach hinten und nach vorn zu gucken, ob da ein Monster im Anmarsch war, war sehr stressig für sie wie für mich.
Dabei haben mich Iris und Roli sehr ermutigt, weiterzumachen und nicht aufzugeben, ruhig bleiben und üben, üben, üben…. Am Tag zu spazieren war und ist immer noch für sie das allerstressigste, hat sie doch ganz wenig Erfahrung damit. Sie zu motivieren, ist jeden Tag, auch nach wie vor, eine Herausforderung für sie wie für mich. Meistens muss ich sie zur Türe tragen, damit sie mitkommt.
Alles anders in der Nacht! Am Anfang schlief sie eigentlich den ganzen Tag und «wachte» erst um 23 Uhr so richtig auf. Dann war playtime angesagt. Sie wollte spielen, in der Wohnung hin und her rennen, einfach leben. Jeden Abend brachte und bringt sie mich heute zum Lachen. Sie beugt sich und fordert zum Spielen auf. Die Spielzeuge werden rausgeholt, umher gerannt, Spielzeuge werden verbissen und umher geworfen….einfach wie ein Junghund!
…und dann wedeln, rumhüpfen und sich freuen, wenn ich die Schuhe anziehe, um spazieren zu gehen. Ein total anderer Hund kam zum Vorschein. Ein Hund, der sich freut in den Feldern und im Wald zu spazieren, schnüffeln, minutenlang zu buddeln und muusen, obwohl es regnet, richtig herunter prasselt….Hauptsache buddeln und muusen – obwohl ich tropfnass bin und fast erfriere – ein Hund der einfach glücklich sein wollte.
Wenn man sie am Werk sieht, ist es einfach nur zum Todlachen. Der wedelnde weisse Schwanzspitz in der höh, ein gehetztes Kratzen und Scharren, aIs ob es um Leben und Tod ginge! Und wenn es ihr nicht schnell genug geht, legt sie sich auf die Seite, damit sie mit ihrem einzigen Vorderpfötchen mehr Effizienz erzielt. Dabei schnaubt sie wie ein Pferd, quietscht und grunzt wie ein Schwein…oder etwas dazwischen…, ihre Schnauze im Loch, das Füdli in die Luft…einfach zum Todlachen! Und das allerschönste daran ist, niemand stört sie, weil ja «normale» Menschen um diese Zeit schlafen.
Am Anfang war der zweite Spaziergang erst um ca. 23.30 Uhr und der letzte um ca. 2.30 Uhr morgens, mindestens jeweils eine Stunde. Ich wusste, ich muss diese Zeitverschiebung von Patty ändern. Aber langsam.
Die Spaziergänge am Tageslicht waren halt ganz anders. Ich konnte ihr diese Angst und Panik nicht wegnehmen und ich zweifelte sehr an mir. Mit diesen zwei Leinen kam ich nicht so ganz zurecht und wenn sie mit ihrer vollen Power zog, musste ich all meine Kraft und Energie mobilisieren, um nicht hinzufallen. Zwei oder 3-mal ist das auch passiert. Die guten Ratschläge von Iris und Roli halfen zwar sehr, mir den Mut nicht zu nehmen und weiterzumachen. Aber ich war so unsicher, ob ich es je schaffen würde aus Patty auch eine glückliche und angstfeie Hündin an Tagesspaziergängen zu machen. Werde ich je in der Lage dazu sein? Das war meine tägliche Frage, die ich mir stellte.
Mein grösster Wunsch war nämlich sie eines Tages ohne Leine spazieren zu lassen. Das ist heute noch so und wird es immer bleiben.
Patty machte jedoch jeden Tag klitzekleine Fortschritte. Wir sind daran eine gute Bindung und Beziehung zueinander aufzubauen. Langsam etablierte sich ein Vertrauen, aber ich sah es vielleicht zu wenig und war vor allem von mir nicht überzeugt das richtige zu tun.
Frau Dr. Furler, Hundeverhaltenstherapeutin und Tierärztin, 15. Mai 2021
Nach 3 Wochen, habe ich mir professionelle Hilfe geholt. Ein langes Gespräch mit Roli, munterte mich auf mit einer Verhaltenstherapeutin Kontakt aufzunehmen und evtl. medikamentös die Angst und Panik von Patty in den Griff zu kriegen. Es war ja auch schon vorgesehen, dass Patty zu Roli in die Hundeschule gehen sollte. Aber mit dieser krassen Angst vor Männern meinte er, es sei zu früh und sie würde nichts lernen können. So nahm ich dann mit Frau Dr. Furler Kontakt auf und sie kam zu uns nach Hause.
Ich erklärte ihr das Verhalten von Patty, zeigte ihr aber auch meine 100ten von Videos, die ich zuhause gedreht hatte. Eine, fröhliche, lustige Junghündin, mit grossem Spieltrieb und die sich eigentlich ganz normal verhält, wenn sie zuhause ist.
Danach gingen wir nach draussen und Frau Furler konnte sich nach wenigen Minuten ein Bild von ihrem Verhalten machen. Patty brauchte Antidepressiva, um die Angst in den Griff zu kriegen. Antidepressiva für Hunde? Das war mir neu und ich war nicht sehr begeistert davon, kannte ich doch Antidepressiva selbst aus eigener Erfahrung nur zu gut. Aber vielleicht hatte sie ja recht.
Es wurde ihr eine kleine Dosis Floxyfral junior 50 mg. verschrieben. Ein Antidepressiva, das auch den Menschen abgegeben wird!! Iris fand das gar keine gute Idee, Roli war überzeugt es würde helfen. Auch meine Nachbarin Sylvia Hundekennerin- und -liebhaberin fand ebenfalls, dass Patty keine Medikamente, schon gar nicht Antidepressiva, das Menschen verabreicht wird, zu geben, das richtige war. Es sei viel zu gefährlich mit den 100ten Nebenwirkungen, die diese zusätzlich noch auslösen könnten. Ich war hin und her gerissen. Ich gab ihr dann die kleinste Dosis während einer Woche und viertelte die Tablette. Auch wenn ich nicht daran glaubte.
Hundewiese in Winterthur, 23. Mai 2021
Genau eine Woche später, am Pfingstsonntag, hatte ich mit Iris und ihrer Beana auf einer eingezäunten Wiese in Winterthur abgemacht. Das Ziel war, dass Beana und Patty so richtig auspowern und unbeschwert miteinander spielen können. Es war ein voller Erfolg. Patty und Beana sind umhergerannt, haben gespielt und sich richtig austoben können und haben es sichtlich genossen. Sie waren so schnell, dass man kaum Videos filmen konnte. Ich war echt erstaunt zu sehen, dass Patty, obwohl nur 3-beinig, mit Beana ebenbürtig und genau so schnell rennen konnte. Ein herrliches Erlebnis für uns alle. Patty hatte richtig ihre Power zeigen können und raste in vollem Tempo und völlig verspielt hin und her. Es war eine Augenweide. Danach habe ich die Antidepressiva abgesetzt. Es war definitiv, Patty brauchte anderes, um angstfrei und glücklich zu sein.
Männer und Frauen
Um sich vor allem mit Männern aber auch Frauen anzufreunden musste ich nun Freunde einladen, damit sie sah, die tun ihr nichts. Glücklicherweise durfte man wieder Freunde einladen nach der ganzen Covidgeschichte.
Der erste war Christian, ein sehr grosser und kräftiger Mann. Nicht klingeln und ruhig, ohne zu reden in die Wohnung zu kommen, sie nicht in die Augen ansehen, waren meine Anweisungen an Christian.
Er kam setzte sich an den Tisch. Eine Stunde lang ohne dass Patty sich bewegt hatte. Sie war auf ihrem Sofa und starrte Christian an. Sie hätte die Freiheit gehabt ins Büro auf die Couch oder ins Schlafzimmer zu flüchten. Nein sie blieb stoisch liegen und schaute uns einfach an. Ein erster Erfolg!
Eine Woche später kam Marlene, meine Putzfee. Auch bei ihr blieb sie im Sofa liegen und schaute zu was sie machte. Allerdings sind wir dann auf den Spaziergang gegangen während Marlene mit dem Staubsauger durch die Wohnung fegte und erst zurückgekommen, als das gröbste schon vorüber war. Auf der Terrasse haben wir dann zusammen Kaffee getrunken und Patty war völlig relaxed auf ihrer Decke und schaute uns zu. Ein zweiter Erfolg!
Danach kam Dani für einen Nachmittagskaffe, ebenfalls auf der Terrasse. Dani ist mittelgross, hat eine weiche Stimme und kennt Tiere sehr gut. Er ist mit Hunden aufgewachsen und hatte auch eine Katze, die leider vor kurzem über die Regenbogenbrücke reisen musste. Patty kam zwar nicht zu uns auf die Terrasse raus, war aber sehr relaxed in ihrem Sofa und schaute uns zu oder schlief zeitweise sogar ein. Dritter Erfolg!
Als Sunniva ein paar Tage später zum Apéro kam, legte sich Patty auf die Sommerdecke und sah uns beim aperölen und Gespräch zu. Sehr entspannt alle miteinander auf der Terrasse. Vierter Erfolg!
Und als dann Sylvia meine Nachbarin eine Woche später ebenfalls zum Apéro kam, ebenfalls auf der Terrasse kam es zum absoluten Highlight! Sylvia eine grossse Hundekennerin -liebhaberin und Katzenmamma hat Patty richtig um den Finger gewickelt. Mit Guddelis hat sie es geschafft Patty anzulocken und siehe da, Patty kam. Sie hat sich auf das Terrassensofa, zuerst neben mir und danach zwischen uns gelegt. Und Sylvia wurde mit einem Handabschlecken belohnt! Einsame Spitze! Ich bin so stolz auf mein Pattygirl!
Dass ihr Frauen sympathischer waren als Männer war schon immer klar. Auf den Spaziergängen waren Frauen nicht so schlimm zu kreuzen wie Männer. Sie machte regelmässig weitere kleinere stetige Fortschritte, aber auf jedem Tagesspaziergang hatten wir immer noch diese furchtbaren Angst- und Panikattacken.
Silvia die Angst- und Traumatherapeutin, 5. Juni 2021
Am 5. Juni haben wir Silvia, die Angst- und Traumatherapeutin im Thurgau kennen gelernt. Sie arbeitet mit und für Menschen und Hunden zusammen und hat eine riesige langjährige Erfahrung. Silvia ist beste Freundin der Schwester von Iris.
Es war Samstag, ein trauriger, regnerischer und kalter Tag. Als wir ankamen goss es in Strömen. Silvia hat uns dann in ihrem Büro einen Kaffee vorbereitet und mit Patty Kontakt aufgenommen. Sie hatte sehr leckere Würstchen und es ging nicht lange, bis Patty diese mit Wonne annahm und Silvia mit Handabschlecken belohnte. Der Kontakt mit Silvia hätte nicht besser sein können.
Ich erzählte ihr von Patty, ihre Geschichte und was wir bis jetzt alles gemacht und erlebt hatten. Auch habe ich das Thema Antidepressiva angesprochen. Silvia war kategorisch und meinte Patty brauche keine Medikamente, sondern mich. Sie braucht Vertrauen, eine gute Rudelsführerin und dann wird alles gut. Ein Vertrauen das stetig in jeder Situation wieder auf die Probe gestellt wird muss man stetig und langsam aufbauen. Das war die Lösung und den Weg, den wir gehen mussten.
Nachdem es aufhörte zu regnen, gingen wir ins Hundegehege. Ich liess Patty alleine rumspazieren. Es roch super gut, nach vielen Hunden. Neben dem Hundegehege hatte es ein anderes Gehege für Alpacas, welche gemütlich grasten. Patty warf keinen Blick auf diese Tiere und versuchte so weit wie möglich zu schnüffeln.
Dann sagte mir Silvia ich solle mit den Alpacas anfangen zu sprechen, sie begrüssen und einfach Konversation machen. Was ich natürlich prompt machte. Dabei durfte ich Patty nicht ansehen. Also sprach ich mit den Alpacas und nach einer kleinen Weile kam Patty an meine Seite. Ich durfte sie jedoch immer noch nicht ansehen. Silvia bemerkte wie Patty auf einmal Mut fasste und zu mir kam, um zu sehen, was ich da mit diesen komischen Tieren machte.
Das war die erste Lektion. Einfach genial. Sie hatte Vertrauen in mich und, obwohl sicherlich ein mulmiges Gefühl oder Angst da waren, hat sie es geschafft alleine zu mir zu kommen! Bravo Patty!
Mit ihren super Würstchen hatte Silvia Patty bald in der Tasche! Ich musste mich von Patty entfernen und Silvia mit Würstchen, lockte sie an. Am Anfang sehr scheu, Silvia ist eine grosse, kräftige Frau, aber mit ihrem Verhalten hat sie Patty bald überzeugen können, dass sie ihr nichts Böses wollte. Einfach super nicht nur die Würstchen! Silvia hat mit ihrer grossen Erfahrung innerhalb kürzester Zeit Vertrauen mit Patty aufgebaut. Wieder ein Riesenschritt!
Danach bekam ich ein paar Würstchen und musste Patty mit Rückruf zu mir locken. Auch das lernte sie ganz schnell, allerdings müssen wir noch fest am Rückruf arbeiten. Aber später!
Dann war auf einmal dieser Roboterrasenmäher gegenüber dem Gehege am Werken. Wieder war Patty in die andere Richtung geflüchtet. Wieder bekam ich den Befehl mit dem Roboter zu reden. Etwas verunsichert, wusste ich nicht so genau was ich da machen sollte. Einfach «Konversation» mit dem Rasenmäher, sagte mir Silvia, was ich dann auch tat. Ich begrüsste ihn, dankte ihm fürs Rasenmähen und machte einfach «Konversation». Es war so eine skurrile Situation, aber ich machte mit, lachend, da ich mir das Bild vorstellte, das ich da abgab. Reden mit Rasenmähern war ich mir nicht gewohnt, ein klassischer Fall für die Psychiatrie!!! Es war so etwas von lustig.
Aber siehe da, nach einem Weilchen kam Patty an meine Seite und guckte zu wie ich mit dem Rasenmäher redete. Das Vertrauen in mich wuchs von Minute zu Minute und das angstvolle Umfeld für sie, war auf einmal kein Thema mehr. Ich konnte es kaum glauben! Sie hatte es geschafft aus eigener Kraft, Vertrauen und Neugier alleine an den Hag zu kommen, wo ein «Monster» von Rasenmäher hin und her abgraste! Ich war so richtig stolz und freudig auf mein Pattygirl!
Ein paar Minuten später kam Christine, die Schwester von Iris. Wir hatten mit Silvia abgemacht, dass noch eine zweite unbekannte Frau in die Lektion mit einbezogen würde. Und wieder habe ich mit Christine geredet, sie begrüsst und Konversation betrieben. Und wieder ist Patty, nach dem sie Christine gesehen hatte, geflüchtet, aber nach einer Weile kam sie zurück zu mir. Christine blieb ausserhalb des Geheges stehen und wir konnten in Ruhe miteinander sprechen mit Patty an meiner Seite. Ein super Erfolg, einfach genial!
Nun hatte ich meine Aufgabe gefasst! Ich musste mit so vielen Menschen reden wie möglich, aber auch mit Containern, Papier- und Kartonstapel, die auf der Strasse warteten, um entsorgt zu werden, mit irgendwelchen Maschinen und Dingen, die ihr Angst machten.
Am Sonntagabend stehen bei uns unzählige Papierstapel, um am Montag entsorgt zu werden. So redete ich am Abendspaziergang mit jedem Stapel!! Beim Nachtspaziergang machte ich dasselbe nochmals und siehe da, Patty kam und schnüffelte am Papierstapel, obwohl sie vorher vor jedem Stapel einen grossen Bogen mit eingezogenem Schwanz machte. Ich war so stolz auf uns beide.
Zum Glück sah mich niemand während der Nachtspaziergänge, sonst wäre ich wahrscheinlich schon in der Psychiatrie gelandet! Aber es funktionierte.
Meine Aufgabe war, sie bei einer «Gefahr», sie zu schützen, um sie erstens zu beruhigen und dann ihr Vertrauen einzuflössen, dass all diese Menschen und Dinger, mit welchen ich redete, ihr nichts Böses wollen. Ich musste lernen die Rudelführung zu übernehmen.
Ein Alpha-Tier bei den Wölfen macht genau dasselbe. Er geht mit erhobenem Kopf voran und flösst seinem Rudel Vertrauen ein. Er ist der Chef und alle folgen ihm. Das war und ist jetzt meine Aufgabe, die ich in die Tat umsetzen musste, damit Patty mir völlig vertrauen konnte.
Christine, die Schwester von Iris hatte an diesem Tag ihre 5m Leine bei sich. Silvia meinte ich sollte den Bauchgurt ablegen und nur noch mit der 5m Leine spazieren gehen. Christine gab mir die Leine zum Probieren. Ich muss gestehen, ich hatte Angst davor, sie nicht mehr an zwei verschiedenen Punkten gesichert zu haben. Aber wir haben gleich beim Sonntagabendspaziergang ausprobiert und es ging recht gut. Weniger ziehen, mehr Freiheit für Patty! Heute läuft sie super an der 5m Leine. Quasi fast kein ziehen mehr! Bravo Patty!
Unsere Terrasse
Wir haben das grosse Glück an einer Privatstrasse, neben dem Wald zu wohnen, in Zürich-Witikon. Aber auch auf einer Quartierstrasse hat es Lärm, fahren Autos vorbei, Lieferwagen, Handwerker, Hunde mit Menschen, Männer, Kinder mit Geschrei und Lärm. Am Anfang flüchtete Patty immer wieder ins Wohnzimmer, wenn es zu laut wurde. Sie hatte fürchterliche Angst, jemand käme in die Wohnung rein. Aber mit der Zeit ging alles besser, heute hat sie Tagesfernsehen und schaut gespannt zu, was da unten auf der Strasse los ist. Sogar wenn die Müllabfuhr mit ihrem hektischen und grausamen Lärm und Gerumpel vorbei kommt, bleibt sie liegen und schaut zu. Grosser Fortschritt! Bravo mein Pattygirl!
Aber vor ein paar Tagen wurde es ihr unheimlich! Mein Nachbar Alex, der seine Wohnung auf der gleichen Etage hat, war auf seiner Terrasse und verrückte irgendeinen Stuhl. Er ist sehr selten draussen und so war es, dass Patty ihn das erste Mal hörte. Sie knurrte und kam zu mir gerannt mit eingezogenem Schwanz. Knurren? Das war das erste Mal, dass ich dies bei ihr hörte! Ich wusste gar nicht was passiert war, war ich doch in mein neues Hundebuch vertieft. Aber gleich bemerkte ich, dass irgendwas mit ihr nicht stimmte und hörte auch Alex draussen rumfungieren. Ich rief ihn über die Terrasse und erklärte ihm, dass ich mit ihm ein «therapeutisches Gespräch», in Anwesenheit von Patty, führen müsse, damit sie keine Angst mehr hat, wenn er auf seine Terrasse ging. Und so haben wir über die zwei Balkongelände hinweg geplaudert, bis sich Patty beruhigte. Ich hoffe sehr, dass, wenn er das nächste Mal auf seine Terrasse kommt, Patty verstehen wird, dass er nicht in ihr Privatrevier und ihr zuhause eindringen will. Wir werden sehen, sonst gibt’s ein zweites «therapeutisches Gespräch»!
Leider haben die unteren Nachbarn 2 sehr laute Kinder, die brüllen, herumschreien, sich streiten und raufen etc. und manchmal mir sogar auf die Nerven gehen. Das ist noch sehr schwer aushaltbar für Patty. Da verzieht sie sich lieber ins Wohnzimmer. Manchmal denke ich sie hat fast mehr Angst vor Kindern als vor Männern. Auf jeden Fall benimmt sie sich so.
Was ist wohl passiert in ihrer Puppyzeit? Haben die Kinder ihr Steine nachgeworfen oder haben Männer sie geschlagen. Man wird es nie wissen. Da habe ich noch keine Lösung gefunden. Denn mit Kleinkindern Konversation zu betreiben, scheint mir schwierig. Und mit den Eltern zu reden, bringt wahrscheinlich auch nichts, da sie ebenso laut sind wie ihre Kinder.
Das muss ich mit Silvia besprechen, was wir da am besten tun können. In einer Woche sehen wir sie wieder im Thurgau. Da wird ein Mann in die Lektion einbezogen. Ich wünsche mir für Patty, dass es gut wird und sie viel lernen kann, wie auch ich.
Patty auf und davon, 12. Juni 2021
Samstag, wunderschönes Wetter, und die Wiese hinter dem Haus wurde grad frisch gemäht. Was gibt es Schöneres, als an einer langen Leine in der Wiese rumzutoben und zu schnüffeln. Viele Vögel waren beim Picken und eine erfolglose Jagd nach der anderen, einen dieser Schwarzen Raben einzuholen, war auf dem Programm. Natürlich ohne Erfolg! Es war jedoch ein riesen Plausch.
Auf einmal taucht ein nicht angeleinter Hund auf der Anhöhe auf. Patty mit wedelndem Schwanz ging auf ihn zu, sie war ca. 10 m von ihm entfernt. Der Hund nimmt einen Satz, überrennt mich, ich kugele den Berg herunter und verliere die Leine. Patty völlig panikartig, rennt weg, wie eine Rakete um die Ecke und ich sehe sie nicht mehr. Der Albtraum, mein Herz rast auf 200, ich versuche so schnell wie möglich aufzustehen und renne so schnell ich kann Patty hinterher. Aber keine Patty mehr zu sehen!! Wo war sie, in welche Richtung rennt sie…. Tausend Gedanken in meinem Kopf… wenn ihr etwas passiert, nein es kann nicht sein…Wenn sie überfahren wird in ihrem panikartigen rennen….Wo ist sie ? Wohin muss ich rennen? Nach ein paar Minuten sehe ich sie auf einmal auf unserer Strasse, sie kommt mir entgegen erkennt mich aber von weitem nicht…. Ich rufe sie… keine Reaktion…dann kniete ich mich nieder und habe sie leise gerufen und versucht so ruhig zu sein wie möglich. Und siehe da, sie kam zu mir zurück….Was für ein Schrecken für uns beide. Völlig ausser Atem sind wir so schnell wie möglich nach Hause gegangen.
Glücklicherweise hat sich dies hinter unserem Haus abgespielt und glücklicherweise kannte sie den Weg, den wir jeden Tag gehen. Innert Minuten waren wir zu Hause in Sicherheit. Völlig erschöpft und hechelnd und mit letzter Kraft sprang sie auf ihr Sofa, ihr Privatrevier. Ich holte einen nassen Lumpen, um sie ein bisschen zu beruhigen, streichelte sie und musste sicher 15 bis 20 Minuten warten, bis sie sich einigermassen beruhigte. Auch ich war völlig K.O. und ausser Atem.
Erst eine Stunde später war ich fähig mit Silvia zu telefonieren. Der Schreck sass mir so tief in den Knochen. Ich war so in Panik, dass sich eine solche Situation wiederholen könnte.
Silvia hat mich dann aber schnell sehr beruhigt und mir versichert, dass ich so weiter machen und nicht wieder mit 2 Leinen laufen soll. Einfach weitermachen…. Ich war so unsicher und richtig ängstlich, dass ich alles falsch mache. Silvia meinte sogar, dass dies für uns eine gute Erfahrung gewesen sei. Das konnte ich wiederum gar nicht glauben. Aber sie hatte recht!
Von diesem Moment an, lief Patty quasi, ohne zu ziehen, ausser wenn sie in Panik wegen Kindergeschrei, Mann etc. geriet, und guckte immer zurück, ob ich ihr folgen konnte. Seit diesem Schreck hat sie gelernt sich an meine Kadenz zu halten, sodass eine solche traumatische Situation hoffentlich nie mehr vorkommen kann. Manchmal habe ich sogar das Gefühl gar keinen Hund an der Leine zu halten, so toll läuft sie an meiner Seite! Seitdem haben wir richtig schöne Spaziergänge, sie hört zu und ist sehr aufmerksam. .....Ausser natürlich, wenn wir im Wald einen Fuchs oder ein Reh kreuzen oder uns eine Katze begegnet und von denen hat es sehr viele in unserem Quartier - dann wird in die Leine gehauen, was das Zeugs hält!
Ich muss also immer auf der Hut sein. Aber das ist meine Aufgabe als gute Hundeführerin und so wird es nie langweilig auf unseren Spaziergängen. Ja das Junge Fräulein hält mich täglich auf Trab aber es macht Spass und ich werde Tag für Tag, fitter und fitter - gratis Fitnesstraining von ganz besonderer Art!!
Ich habe wirklich das Gefühl einen neuen Hund an der Leine zu haben, wie Tag und Nacht! Nun weiss ich mit Bestimmtheit, dass Patty eine glückliche unbeschwerte und angstlose Hündin werden wird. Wir sind auf dem besten Weg dazu….und dies innerhalb von nur 7 Wochen…Patty ich bin so stolz auf dich!
Mittwoch, 16. Juni 2021
Beim Spaziergang auf der Wiese…. Patty wälzt sich am Tag in der Wiese! Das was sie sich nur nachts getraute, macht sie heute das erste Mal am Tag! Sie hat immer mehr Vertrauen, ich bin so glücklich!
Freitag, 18. Juni 2021
Patty buddelt und muust am Tag!!! Sie muss nicht mehr alles zu jeder Sekunde kontrollieren. Sie kann sich auf mich verlassen, während sie ihre Schnauze ins Loch steckt, schnaubt, quietscht und grunzt und nach irgendwelchen Fiechern sucht. Das Vertrauen wächst und wächst.
Sonntag, 20. Juni 2021
Wir gehen wieder auf die Spielwiese nach Winterthur mit Iris, Beana und einer neuen Pflegehündin, Kira, auch eine gerettete Angsthündin von Kreta. Wir freuen uns.
Um 11.30 Uhr kommt Iris mit Beana und Kira. Zuerst trinken wir etwas bei uns zuhause. Die drei Hündinen verstehen sich auf Anhieb, obwohl Kira noch an der Leine ist. Beana und Patty rasen durch die Wohnung und Patty zeigt ihr, ihr Sofa und, dass sie hier Chefin ist. Köstlich wie sie ganz klar zu verstehen gab, wer hier wohnte.
Danach gehen wir auf einen Spaziergang. Leute kommen von hinten und vorne. Eigentlich eine Situation, bei welcher Patty normalerweise ausflippt und extreme Angst hat. Heute war alles anders. Durch das Rudel von Iris, Beana, Kira und mir fühlte sie sich wie in Sicherheit und ist in keinem Moment in Panik geraten. Sie folgte dem Rudel ohne irgendwelche Angst zu zeigen. Ich war sprachlos, konnte es fast nicht glauben.
Die nächste Begegnung mit einem Paar war noch krasser. Auf dem Rückweg waren wir auf unserer Strasse, ein Paar überquert die Strasse auf unsere Seite ein paar Meter vor uns. Keine Reaktion von Patty, stetig folgte sie im Rudel und konnte nur ein paar Meter vom Paar entfernt einfach den Weg weitergehen. Es war eine so wunderschöne Erfahrung, Patty keine Angst im Rudel, also konnte sie auch lernen es selbst nur mit mir zu erreichen.
Ich musste eine gute Rudelführerin werden und sein!
Der Nachmittag auf der Wiese war voller Freude. Kira war noch ängstlich und versuchte einen Ausweg zu finden, um zu flüchten. Sie ist eine selbständige Hündin, die eher für sich alleine sein will. Sie war eine wirkliche Streunerin und auf sich selbst angewiesen und hatte all ihre Babys verloren und wurde von «Gemeinsam für Streuner» gerettet und in die Schweiz gebracht.
Aber langsam kam auch sie aus sich raus und raste wie Beana und Patty mit voller Freude auf der Wiese herum. Das lustige Spielgerangel mit Patty und Kira zeigte uns wie auch Kira eine unheimliche Power hatte.
Patty war in Hochform und zeigte uns mal wieder, auch mit 3 Beinen kann man die schnellste sein! Und Beana war einfach DIE Spielkameradin von Patty. Verfolgungsjagd, spielen, Ball nicht hergeben etc... Es war einfach wunderbar wie sich diese beiden Hündinnen verstanden und einen super Nachmittag miteinander verbrachten. Nach einer Weile war die ganze Meute einfach nur noch fix und foxi….Es war sehr heiss und sie suchten den Schatten, um sich ein bisschen auszuruhen und frische Energie zu tanken. Ein Erlebnis, dass wir sicherlich wiederholen werden.
Zuhause angekommen, war Patty nur noch schlapp, döste und schlief in Null Komma Nichts ein. Auch das sehr starke Gewitter mit Donner und Blitz konnte sie nicht wecken. Der Radio lief allerdings auf Hochtouren, weil es wirklich sehr stark donnerte. Nichts, sie hat das Gewitter einfach verschlafen….!!!
Patty mein Schmusebaby
Jeden Tag werde ich mit Schmuseeinheiten von Patty verwöhnt. Sie braucht immer wieder Körperkontakt, folgt mir auf Schritt und Tritt und ist ein Schmusebaby, wie es im Buche steht. Jeden Tag 100te von Schleckeinheiten, die Finger, Arme, Beine, Füsse das Gesicht. Jeden Tag werde ich von ihren vielen Zärtlichkeiten belohnt und ich geniesse sie in vollen Zügen. Sitze ich im Sofa, Terrassen-Couch oder in einem Sessel, muss sie sofort kommen und klemmt sich zwischen Lehne und mir ein, um ganz nah bei mir zu sein. Es ist einfach zu schön!! Patty ist wirklich eine Hündin mit einem speziell liebvollen Charakter!
Ich liebe sie über alles und werde alles unternehmen, dass sie ihre Angst und Panik verliert und ein unbeschwertes und glückliches Hundeleben erfahren darf – und vor allem irgendwann auch ohne Leine ihre Spaziergänge in vollen Zügen geniessen kann. Wir sind auf dem besten Weg dazu.
Patty ist zum richtigen Moment in mein Leben getreten. Nach einem sehr schwierigen 2020, mit Corona Lockdown, dem Tod von Aisha meiner geliebten, fast 16-jährigen Golden Retriever Therapiehündin im Frühling und George, mein Partner, der an Covid 19 im November verstarb, wusste ich nicht mehr ob ich es überhaupt schaffe aus meiner Depression rauszukommen. Ich hatte einfach keine Lust mehr. Das Leben schien mir nicht mehr lebenswert zu sein.
Patty, mein Schmusebaby und neuer Sonnenschein, hat mir das Leben gerettet. Ich bin so dankbar.
Gewitter, Blitz, Donner, Sturm und heftiger Regen!
Drei grosse Gewitter haben wir bis jetzt sehr gut überstanden. Mit lautem Radio und Spielen. Nachbarn informieren, Fenster zu und gute Laune. Sie hat es kaum bemerkt und weil ich mich so wie immer verhielt, war es für sie nichts Besonderes. Ja die vielen Blitze hatten sie am Anfang gestört, aber weil es mich nicht zu interessieren schien hat sie das Spielen sehr genossen. Guddelis in der ganzen Wohnung zu suchen braucht viel Konzentration und sie war voll damit beschäftigt.
Und das gestrige sehr heftige und laute Gewitter, mit Weltuntergangsstimmung hat sie doch tatsächlich verschlafen! Sie war so hundemüde von dem Spielwiesen Ausflug.
Ich hatte mir unnötig Sorgen gemacht, dass vielleicht Gewitter, Donner und Blitze bei ihr Angst-und Panikattacken auslösen könnten, aber ich habe mich glücklicherweise geirrt. Bravo Patty, wie du diese Situationen grossartig meisterst!
Montag, 21. Juni 2021
Wieder ein schöner sonniger Tag, Gott sei Dank ein bisschen kühler als die letzten Tage, wir sind auf dem Waldspaziergang. Wir laufen hinter einer älteren Dame her mit ihrem kleinen Hündchen. Patty sehr ängstlich will nicht so richtig folgen.
Aber der kleine Coco, so heisst er, ist sehr langsam unterwegs, ist er doch auch schon 13 Jahre alt mit gesundheitlichen Problemen. Dann fangen wir an zu schwatzen und erinnern uns daran, dass wir uns schon zu Aisha's Zeiten viele Male begegnet sind. Helga, das liebe Grossmami, das jeden Montag ihre Enkel betreut an unserer Strasse. Langsam und sehr vorsichtig näherte sich Patty.
Coco, ohne Leine, hat die Zeit genutzt weiterzulaufen, um sich in einem schlammigen Drecksloch zu wälzen und sich sichtlich zu amüsieren. Helga war gar nicht begeistert, musste sie doch wieder zurück in die Wohnung ihres Schwiegersohnes wo es keine adäquate Dusche gab, um Coco zu säubern. Was machen??? Endlich hatten wir Coco aus dem Schlammloch.....so richtig gruusig, schlug ich vor bis zum nächsten Brunnen zu laufen, um Coco ein kleines Bad zu geben.
In dieser Zeit hat sich Patty immer mehr genähert und war ganz ruhig neben mir. Als Coco dann aus seinem Schlammloch raus kam, hatten sie eine schöne Begegnung. Patty schwänzelte und Coco war auch ganz erfreut eine neue Freundin zu finden!
Ich nahm dann Coco in meine Arme und gab ihm ein Bad im Brunnen. Der schlimmste Dreck konnte so schon mal entfernt werden und der Rest konnte trocknen! Ich gab Helga meine Leine, um ihren Hund zu baden. Patty hat es voll akzeptiert und schaute uns zu, wie wir Coco badeten!
Das war wirklich das erste Mal, dass Patty so viel Vertraue einer fremden Person gegenüber zeigte. Dass Helga sie ohne Probleme halten konnte und dass sie sich so ruhig verhielt und dabei weiter im Waldgestrüp schnüffelte. Ich war so stolz auf Patty und sie war es sicherlich auch!
Und heute Abend auf dem Spaziergang haben wir Simon mit seiner Tochter Synia und der klitzekleinen Luna getroffen. Ein süsse kleine Hündin die voll im Teenager-Alter ist. Patty war wiederum gar nicht begeistert und wollte weggehen. Ein Mann und ein Kind...uff really too much!!!
Aber mit der Zeit hat sie sich beruhigt hingesetzt und gewartet bis wir endlich aufhörten zu plaudern. Und Luna konnte endlich mit Patty Bekanntschaft machen. Allerdings war Luna zu sehr begeistert und draufgängerisch, was wiederum Patty nicht wirklich gefiel. Aber sie hat die Situation ausgehalten. Bravo!
Dienstag, 22. Juni 2021
Heute beim Spaziergang, ich war grad dabei den Kotbeutel zuzuschnüren und stand Gott sei Dank auf der Leine, als Lena um die Ecke geflitzt kam und gleich auf Patty los zischte. Patty und ich erschreckten sehr, aber weil ich auf der Leine stand konnte sie nicht wegfliehen, ansonsten sie sicherlich panikartig davon gerannt wäre. Hinterher kam Herbert, humpelnd, hatte er doch eine Gichtattacke am Fuss und konnte kaum gehen.
Patty wollte partout weg und zog an der Leine wie verrückt. Ich hielt sie zurück und sie konnte sich nach einer Weile beruhigen und hinsetzen, war jedoch sehr ängstlich. Sie guckte Herbert natürlich auch nicht an, als dieser versuchte mit ihr zu reden. Es war ihr sehr unheimlich und sie hatte bestimmt ein mulmiges Gefühl.
Ich fragte Herbert, ob wir mit ihm und Lena ein Stück gemeinsam spazieren könnten. Das wäre das erste Mal, dass wir einen Spaziergang mit einem Mann machen würden. Anfänglich ein bisschen unsicher, folgte dann Patty ohne an der Leine zu ziehen! Ich war äusserst stolz auf sie. So haben wir dann einen gemütlichen Spaziergang von einer Stunde mit dem humpelnden Herbert und Lena gemacht.
Als Belohnung durfte sie dann noch auf ihre Lieblingswiese hinter dem Haus, um sich darin zu wälzen und nahm sich dann auch noch die nötige Zeit ein bisschen zu buddeln und zu muusen!
Ja, Patty war auf dem besten Weg, auch Tagesspaziergänge zu geniessen! Bravo